Bundesweite Aufklärungsaktion

Schlafstörungen – Imbalance der Chronobiologie

Jeder zweite Erwachsene kennt Schlafstörungen aus eigener Erfahrung. Frauen und ältere Menschen sind am häufigsten betroffen. Aber auch Vielflieger und Schichtarbeiter leiden nicht selten unter Schlafmangel oder schlechter Schlafqualität. Wer nicht gut schläft, ist am nächsten Tag nicht ausgeruht, kann sich nicht so gut konzentrieren und ist anfälliger für Fehler. Die Ursache liegt oftmals in einer Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus.

Schlafmangel und schlechte Schlafqualität sind weit verbreitet. Insbesondere Frauen und ältere Menschen sind betroffen. © drubig-photo / fotolia.com

Schlafstörungen: Wichtige Fakten

Millionen Menschen liegen Nacht für Nacht stundenlang wach und können nicht einschlafen. Andere wachen immer wieder auf und brauchen dann längere Zeit, um zum Schlaf zurückzufinden. Schlafstörungen lassen sich daher in zwei große Gruppen unterteilen: Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen. Nicht selten treten beide Beschwerden gemeinsam auf. Der Leidensdruck ist dann besonders hoch.

Schlafprobleme haben sich zu einem Volksleiden entwickelt. Dies spiegelt sich in einem hohen Verbrauch von Schlafmitteln wider. Vor allem bei älteren Menschen ist die Menge der verwendeten Schlafmittel besorgniserregend hoch. Viele dieser Präparate erzwingen den Schlaf und führen nicht zu der gewünschten Erholung. Gleichzeitig besteht bei regelmäßiger Einnahme das Risiko einer Abhängigkeit.

Die Folgen können schwerwiegend sein

Schlechter Schlaf ist weder eine Bagatelle noch eine Befindlichkeitsstörung und darf daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wer unter Schlafmangel oder schlechter Schlafqualität leidet, ist am nächsten Tag häufig müde und antriebslos. Die möglichen Folgen sind Konzentrationsstörungen, Fehler am Arbeitsplatz sowie eine erhöhte Unfallgefahr im Haushalt oder im Straßenverkehr.

Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko für Krankheiten. Aktuelle Forschungsergebnisse machen deutlich, dass regelmäßige Schlafprobleme zu Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Beschwerden in Magen und Darm führen können. Zusätzlich wird das Immunsystem geschwächt und die Gefahr von Infektionen nimmt zu. Aber auch für bestimmte Volkskrankheiten - wie Typ-2-Diabetes und Depressionen - konnte ein enger Zusammenhang aufgezeigt werden. Nicht zuletzt geht die Wissenschaft davon aus, dass auch die Entwicklung von Alzheimer und Demenz durch chronische Schlafstörungen begünstigt wird.

Auf die Schlafqualität kommt es an

Guter und erholsamer Schlaf ist ein Grundbedürfnis des Menschen und die Voraussetzung für Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit im Alltag.

Entscheidend für einen gesunden Schlaf ist aber nicht die Schlafdauer, sondern die Schlafqualität. Diese besteht aus verschiedenen Schlafphasen mit unterschiedlicher Schlaftiefe, die in der Medizin auch als Schlafarchitektur bezeichnet werden.

Für den Erholungswert des Schlafes sind die richtigen Anteile dieser Schlafphasen von entscheidender Bedeutung. Fehlen bestimmte Phasen oder sind diese zu kurz, fühlt man sich am nächsten Tag noch müde und erschöpft. Dies auch, wenn man insgesamt ausreichend lange geschlafen hat.

Schlafqualität ist für einen gesunden Schlaf entscheidend. Wichtig sind Schlaftiefe und Schlafphasen, die auch Schlafarchitektur genannt werden. © Konstantin Yuganov / fotolia.com

Häufig liegt es an einer Störung des Tag-Nacht-Rhythmus

Die Ursachen für Schlafstörungen sind vielfältig und bei jedem Menschen individuell. Häufig ist ein durch äußere Einflüsse gestörter Tag-Nacht-Rhythmus verantwortlich. Dies erklärt auch, warum Schichtarbeiter und Vielflieger besonders oft betroffen sind.

Das Schlafen und Wachsein unterliegt – wie alle rhythmisch ablaufenden Prozesse im Körper – einer zeitlichen Regelmäßigkeit. Diese Chronobiologie wird durch die menschliche Innere Uhr gesteuert und durch das Tageslicht an den Tag-Nacht-Rhythmus angepasst. Taktgeber hierfür ist der körpereigene Botenstoff Melatonin. Das Schlafhormon signalisiert dem Körper, dass es Abend ist und stellt die Funktionen auf Nachtruhe ein.

Was bei der Behandlung von Schlaflosigkeit wichtig ist

Chronische Schlafstörungen sind ein vielschichtiges Problem. Denn – sie beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden und die Tagesfunktionalität, sondern können auch zu ernsthaften Erkrankungen führen. Wer betroffen ist, sollte daher mit seinem Arzt sprechen und die Ursachen abklären lassen.

Viele Patienten greifen bei Schlaflosigkeit jedoch unkritisch und ohne ärztlichen Rat zu Schlafmitteln. Hierbei handelt es sich häufig um chemisch-synthetische Wirkstoffe, die den Schlaf erzwingen. Sie bringen meist nicht die gewünschte Erholung, da die eigentliche Ursache – der gestörte Schlaf-Wach-Rhythmus – nicht beeinflusst wird. Zudem wirken diese Substanzen vielfach bis in den nächsten Morgen hinein. Benommenheit und Müdigkeit sowie eine Verschlechterung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit können den folgenden Tag begleiten. Außerdem besteht bei vielen Schlafmitteln das Risiko der Arzneimittelabhängigkeit, wenn sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Pflanzliche Präparate zur Selbstmedikation sind zwar im Allgemeinen gut verträglich. Sie sind allerdings in der Regel nur zur Therapie nervöser Unruhezustände und leichter Einschlafstörungen zugelassen.

Schlafmittel führen oft nicht zu einem gesunden und erholsamen Schlaf, da die eigentliche Ursache der Schlafstörungen nicht beeinflusst wird. © Alliance / fotolia.com

Melatonin – Schlüsselhormon des Schlaf-Wach-Rhythmus

Die therapeutische Lücke zwischen chemisch-synthetischen Schlafmitteln und Arzneimitteln aus dem Selbstmedikationsbereich kann Melatonin schließen. Die abendliche Einnahme des natürlichen Schlafhormons ahmt die Wirkung des körpereigenen Melatonins nach. Hierbei ist die Einnahme einer langwirksamen Form wichtig, da Melatonin vom Körper relativ schnell abgebaut wird. Langwirksames Melatonin ist ein Arzneimittel, das als Regulator der Inneren Uhr fungiert und gestörte körperliche Rhythmen positiv beeinflusst. Es wird deshalb auch als Chronobiotikum bezeichnet.

In Deutschland muss Melatonin vom Arzt verschrieben werden. Die Einnahme sollte immer zur selben Tageszeit erfolgen. Nur so lässt sich langfristig die Balance eines gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus wieder herstellen. Bis zu einer spürbaren Wirkung der Behandlung kann etwas Zeit vergehen, da hier ein natürlicher biologischer Prozess unterstützt wird.

Schlafhormon Melatonin

  • Ist ein körpereigener Botenstoff
  • Wird im Gehirn von der Zirbeldrüse gebildet und bei Dunkelheit ausgeschüttet
  • Erhält die natürlichen Traum- und Tiefschlafphasen
  • Führt bei niedrigem Spiegel oft zu Schlafstörungen
  • Unterstützt in langwirksamer Form den natürlichen biologischen Tag-Nacht-Rhythmus

Vorsicht beim unkontrollierten Internet-Versandhandel: Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin über das Internet zu beziehen. Qualität und Unbedenklichkeit dieser meist aus dem Ausland stammenden Produkte sind nicht sichergestellt. In Deutschland ist der Handel mit derartigen Melatonin-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln verboten. Mehr zum Thema Versandhandel und Internetapotheken finden Sie auch in unserem Special: Gefälschte Arzneimittel.

Hilfe zur Selbsthilfe: Tipps für einen gesunden Schlaf

Mit einigen einfachen Maßnahmen können Sie selbst viel zu einem gesunden und erholsamen Schlaf beitragen. Die folgenden allgemeinen Verhaltensregeln werden auch als Schlafhygiene bezeichnet und sollen Ihnen dabei helfen:

  • Schlafen Sie immer bei Dunkelheit. Schließen Sie die Fensterläden oder Jalousien. Lassen Sie kein Licht im Flur oder auf dem Nachttisch brennen. Jedes Licht – ob von drinnen oder draußen - stört den Schlaf.
  • Benutzen Sie bei Lärmbelästigungen einen Ohrschutz
  • Achten Sie auf das richtige Bett: Matratze, Lattenrost und Kopfkissen sollten sich dem Körper anpassen und nicht umgekehrt.
  • Achten Sie auf gute Lüftung im Schlafzimmer. Vermeiden Sie aber Zugluft.
  • Schlafen Sie bei Pollenallergien nicht bei geöffnetem Fenster. Informieren Sie sich mit einem Pollenflugkalender, wann Sie betroffen sind.
  • Legen Sie sich nicht mit vollem Magen aber auch nicht hungrig ins Bett
  • Vermeiden Sie Kaffee, schwarzen Tee, Cola, Alkohol und Zigaretten am Abend
  • Verbannen Sie Fernseher, Radios, Computer, Telefon und Uhren mit Leuchtanzeige aus dem Schlafzimmer
  • Lassen Sie Ihr Handy nicht eingeschaltet neben dem Kopf liegen
  • Achten Sie auf ausreichende Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer
  • Schlafen Sie nicht zu warm und nicht zu kalt. Sie sollten weder schwitzen noch frieren. Eine Raumtemperatur von 16-18 Grad ist ideal
  • Versuchen Sie, zu regelmäßigen Zeiten ins Bett zu gehen und aufzustehen. Gehen Sie aber nur zu Bett, wenn Sie müde sind
  • Vermeiden Sie Arbeiten, Fernsehen, Lernen, Lesen und Essen im Bett
  • Verzichten Sie bei einer Schlafstörung auf den Mittagsschlaf
  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Verzichten Sie aber auf übermäßigen Sport in den Abendstunden

Die Deutsche Gesundheitshilfe klärt auf

Schlafstörungen – insbesondere, wenn sie längerfristig auftreten – sind ein ernst zu nehmendes Symptom. Millionen Menschen leiden darunter. Die Tendenz ist aufgrund der Altersentwicklung der Bevölkerung steigend. Nicht nur das persönliche Wohlbefinden wird beeinträchtigt, sondern vor allem die private und berufliche Leistungsfähigkeit.

Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Probleme am Arbeitsplatz und erhöhtes Unfallrisiko sind nur einige der Folgen, die mit schlechtem Schlaf einhergehen. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zeigen darüber hinaus, dass chronische Schlaflosigkeit die Entwicklung teilweise schwerwiegender Folgeerkrankungen begünstigen kann. Hierzu gehören auch einige der großen Volkskrankheiten wie Diabetes, Depressionen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Erkrankungen sowie Alzheimer und Demenz. Eine Situation, die unser Gesundheitswesen – auch im Hinblick auf die zukünftige Finanzierbarkeit - vor große Herausforderungen stellt.

Grund genug für die Deutsche Gesundheitshilfe, im Rahmen einer bundesweiten Aufklärungsaktion über dieses Thema zu informieren.

Schlafstörungen – Broschüre Deutsche Gesundheitshilfe

Ausführliche Informationen

Die neue Broschüre ‚Schlafstörungen‘ enthält wichtige Hinweise und praktische Tipps zum Nachlesen. Sie erklärt, welche Bedeutung ein erholsamer und gesunder Schlaf hat und wie sich die Balance des Schlaf-Wach-Rhythmus wiederherstellen lässt.

Broschüre: Schlafstörungen