Im Rahmen der Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten sind Antibiotika heute unersetzlich und aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Als Ergebnis jahrzehntelanger Forschung steht heute eine große Vielzahl hochwirksamer Arzneimittel zur Bekämpfung unterschiedlichster Bakterien zur Verfügung. Doch die Wissenschaft ist mit einer großen Herausforderung konfrontiert. Viele Antibiotika verlieren ihre Wirkung gegen bestimmte Erreger. Das Problem: Wird die Therapie – meist aufgrund von Nebenwirkungen – nicht ordnungsgemäß durchgeführt oder gar frühzeitig abgebrochen, können sich Resistenzen bilden.
Antibiotika: Wichtige Fakten
Offiziellen Daten zufolge haben in Deutschland im Jahr 2010 rund 22 Millionen Patienten der gesetzlichen Krankenkassen ein Rezept für ein Antibiotikum erhalten. Da es sich hierbei um hochwirksame Medikamente handelt, müssen diese immer vom Arzt verschrieben werden. Hierbei wird zwischen verschiedenen Wirkstoffen unterschieden. Die Einnahmedauer variiert von 3 Tagen bis hin zu 14 Tagen und länger.
Bakterielle Infektionen sind nicht nur belastend, sondern führen mitunter zu schweren Erkrankungen. Antibiotika sollten deshalb grundsätzlich solange eingenommen werden, wie vom Arzt verordnet. Die Befolgung der Einnahmehinweise ist dabei besonders wichtig.
Nebenwirkungen: Nicht immer vermeidbar
Doch oftmals haben Patientinnen und Patienten Bedenken wegen möglicher oder tatsächlicher Nebenwirkungen. Dies betrifft auch nicht selten Eltern, die um die Gesundheit ihrer Kinder besorgt sind.
Die Folge: Viele Betroffene reduzieren die tägliche Dosis oder setzen das Arzneimittel zu früh ab, ohne dies mit ihrem Arzt zu besprechen. Nicht nur der Erfolg der Therapie wird dadurch gefährdet. Auch das Risiko für die Bildung von Resistenzen nimmt zu – Antibiotika verlieren ihre Wirkung.
Gar nicht selten: Antibiotika-assoziierte Diarrhoe
Als besonders unangenehm werden Unverträglichkeiten in Magen und Darm empfunden. Typisch ist Durchfall, der bei bis zu 25 Prozent der behandelten Patienten auftritt. In der Medizin wird dieses Symptom als Antibiotika-assoziierte Diarrhoe - kurz AAD - bezeichnet. Auch Begleitbeschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit und Blähungen sind möglich. Häufig machen sich diese Nebenwirkungen schon wenige Stunden nach der Einnahme bemerkbar.
Doch wie kommt es dazu? Verursacht werden diese sog. gastrointestinalen Beschwerden entweder durch einen direkten Effekt der Antibiotika auf den Verdauungstrakt oder durch eine Störung der Darmflora. Denn die Therapie greift nicht nur krankmachende Erreger, sondern auch die für die Gesundheit unverzichtbaren guten und natürlichen Darmbakterien an. Dies insbesondere bei der Anwendung von Breitbandantibiotika, die gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Keime wirksam sind.
Eine besondere Komplikation: Krankenhausinfektionen
Immer wieder wird in den Nachrichten über Infektionen in Krankenhäusern berichtet. Hierbei handelt es meist um gefährliche Bakterien, die gegen viele Antibiotika mittlerweile resistent sind. Ein Risiko für eine solche Nosokomiale Infektion besteht insbesondere dann, wenn die körpereigene Mikroflora bereits infolge einer antibiotischen Behandlung geschädigt ist.
Ganz besonders von Ärzten in Kliniken ist die Besiedlung des Darms mit Clostridium difficile gefürchtet. Dieses Bakterium wird auch als Krankenhauskeim bezeichnet. Es scheidet Giftstoffe aus, die die Darmzellen schädigen und zu einer teilweise erheblichen Verstärkung des Durchfalls führen können. Eine Pseudo-Colitis kann entstehen, die mit wässrigen Durchfällen einhergeht. Diese sind oftmals zusätzlich mit Schleim und Blut durchsetzt.
Was bei der Behandlung von Durchfall wichtig ist
Durchfall sollte grundsätzlich schnell und gezielt behandelt werden. Andernfalls drohen mitunter deutliche Verluste an Elektrolyten und Flüssigkeit. Allerdings sind bei der Behandlung von AAD einige Besonderheiten zu beachten:
Antibiotika-assoziierter Durchfall sollte nicht mit solchen Mitteln behandelt werden, die die natürliche Darmbewegung hemmen. Denn durch diese sog. Motilitätshemmer wird die ordnungsgemäße Entleerung des Darms unterdrückt. Krankmachende Bakterien und Giftstoffe verbleiben im Darm und können die Beschwerden verstärken.
Wer unter Durchfall leidet, sollte den Verlust von Wasser und Mineralstoffen unbedingt ausgleichen. Geeignet sind zum Beispiel entsprechende Elektrolytlösungen aus der Apotheke.
Als natürliches und gut verträgliches Mittel zur Behandlung von Durchfall gilt der Wirkstoff Saccharomyces boulardii. Dieser auch als Arzneihefe bezeichnete Wirkstoff ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Nach aktuellem medizinischen Stand wirkt Arzneihefe dem Durchfall von verschiedenen Seiten aus entgegen. So kann sie nicht nur zu einer Stabilisierung der gesunden Darmflora, sondern auch zu einer Regenerierung bereits geschädigter Darmzellen beitragen. Darüber hinaus inaktiviert Arzneihefe auch bestimmte darmschädigende Giftstoffe, die von Bakterien gebildet werden.
Entsprechende Mittel werden seit Jahren vielerorts routinemäßig als Begleitmedikation in der Antibiotika-Therapie eingesetzt. In mehreren klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass sich das Risiko für AAD bei frühzeitiger bzw. zusätzlicher Einnahme von Saccharomyces boulardii-haltigen Zubereitungen deutlich senken lässt. Nicht alle Saccharomyces boulardii-Zubereitungen sind jedoch vergleichbar. Es gibt Unterschiede in der Herstellung und Dosierung. Patientinnen und Patienten sollten sich hierzu von ihrem Arzt oder ihrer Apotheke beraten lassen.
Hilfe zur Selbsthilfe: Tipps bei Durchfall
Bei Durchfall können einige einfache Maßnahmen helfen, den Magen-Darm-Trakt zu beruhigen und die medikamentöse Therapie gezielt zu unterstützen:
- Viel trinken: 3-4 Liter pro Tag (z.B. stilles Wasser, ungesüßter Kräutertee)
- Elektrolytlösungen aus der Apotheke
- Leichte und fettarme Kost (z.B. Zwieback, gedünstete Karotten)
Bei anhaltenden Beschwerden ist ein Arzt aufzusuchen.
Die Deutsche Gesundheitshilfe klärt auf
Antibiotika sind eine unverzichtbare Waffe im Kampf gegen bakterielle Infektionskrankheiten. Doch bereits seit Jahren ist die Forschung gezwungen, immer wieder neue antibiotische Substanzen zu entwickeln, da zahlreiche der bisherigen Arzneimittel gegen einzelne oder mehrere Bakterien unwirksam geworden sind. Die Wissenschaft spricht hierbei von Resistenzen, die immer dann entstehen können, wenn ein Antibiotikum nicht den Vorschriften gemäß eingenommen oder die Behandlung zu früh beendet wird. Ein Grund hierfür sind Nebenwirkungen, die insbesondere zu unangenehmen Durchfällen führen können.
Grund genug für die Deutsche Gesundheitshilfe, im Rahmen einer bundesweiten Aufklärungsaktion über dieses Thema zu informieren. Denn – die zunehmende Bildung resistenter Keime und Erreger stellt unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen: Mediziner warnen bereits davor, dass die Gefahren durch nicht erfolgreich behandelbare Infektionen – und damit einhergehender möglicher Folgeerkrankungen – in Zukunft deutlich zunehmen könnten.
Ausführliche Informationen
Die neue Broschüre ‚Durchfall durch Antibiotika‘ enthält wichtige Hinweise und praktische Tipps zum Nachlesen. Sie informiert, worauf es bei der Einnahme ankommt und welche Möglichkeiten es gibt, die Verträglichkeit im Magen-Darm-Bereich zu verbessern.
Broschüre: Durchfall durch Antibiotika